Ständestaat

DIE ZEIT DES STÄNDESTAATES (1933-1938)

Österreich entwickelte sich zu einem Ständestaat. Die Demokratie fand durch die Vaterländische Front, die diktatorisch und autoritär regierte, ihr vorläufiges Ende. Dies führte schließlich zu den Februar-Kämpfen des Jahres 1934. Wegen öffentlicher Unruhen musste auch der Kindergarten in Gramatneusiedl zeitweise gesperrt werden.

Sogar Muttertagsfeiern wurden von der Vaterländischen Front (unter Bürgermeister Dr. Leo Wiltschke) veranstaltet.

Mit vielen gemeinschaftlichen Aktivitäten versuchte man die Kinder und Jugendlichen von der schwierigen politischen Situation abzulenken.

Die Mädchen wurden von den Schwestern in verschiedenen Gruppen betreut. Tagtäglich war das Haus von früh bis spät mit Kindern oder Mädchen höheren Alters gefüllt, die gerne zu den Schwestern kamen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto: Leopold Treer 1936/37

Links: Sr. Elisabeth Langenbrink
Mitte: Sr. Regina Ostern
Rechts: Sr. Margarete Hofmann

1935 beschrieb die damalige Sr. Oberin einen Ausflug der Kindergarten-Kinder mit diesen Worten:

„Auf Einladung des Direktors und des Präfekten des Missionshauses in Unterwaltersdorf machten wir mit den Kleinen vom Kindergarten (63 Kinder) mit dem Autobus einen Ausflug dorthin. Die Freude der Kleinen war unbeschreiblich. Der Präfekt Wagner hatte im Speisesaal der Mariensöhne für die Kinder eine Jause herrichten lassen, als sie nun hereingeführt wurden und die gedeckten Tische sahen, trauten sie sich zunächst nichts zu sagen, dann aber brach ein wahrer Jubel los. Nachdem wir dann noch etwa 2 Stunden im Hofe mit den Kindern gespielt hatten, wurden sie im Schwesternhaus von der guten Schwester Oberin Maria Witthoff noch mit Zuckerln beschenkt, was neue Freude hervorrief. Der Ausflug und die besondere Fahrt mit dem Autobus war für die Kleinen ein großes Erlebnis. Singend kamen wir in Gramatneusiedl an, wo die Eltern (und auch eine große Schar Neugierige) ihre Kleinen mit Sehnsucht erwarteten.“ 

Im Rahmen der Winterhilfe-Aktion wurden im Zeitraum vom 15. November 1935 bis 1. April 1936 etwa 100 Schulkinder arbeitsloser Eltern an Wochentagen mit Frühstück und Mittagessen versorgt. Die Essensausgabe erfolgte im Katholischen Vereins- und Kinderheim (Pfarrheim) durch Mitglieder des „Christlichen Frauenvereins“ unter Leitung von Marianne Heilinger (1874–1952). Dazu kamen noch die mehrfache Ausgabe von Lebensmitteln, der kostenlose Bezug von Holz und Kohle mittels Bezugscheins bei den Kaufleuten vor Ort sowie Kleiderverteilungen.

Unabhängig davon gab es am Nachmittag des 24. Dezembers im Katholischen Vereins- und Kinderheim wieder eine Weihnachtsbescherung für Kinder.

Im Denkbuch zu Moosbrunn steht, dass vom Verein „Frohe Kindheit“ unter Mithilfe des „katholischen Mädchenbunds“ und des „Christlichen Frauenvereins“ 40 Pakete Kleidungsstücke an Kinder aus Moosbrunn, Gramatneusiedl und Marienthal verteilt wurden.